Die Omel

Bild "omel.jpg"

Eine Omel...bemalt von Karl Schauber sen., Foto Thomas Fischer


ist ein für Belsen typisches Gefäß, das vollständig aus der abgeschälten Rinde einer jungen Linde gefertigt wird.
Um Belsen herum gibt es sehr viele Kirschbäume, deren Früchte nicht nur für Kiischagsälz (Kirschmarmelade) und Kiischkuecha (Kirschkuchen) verwendet wird, sondern aus denen ein sehr berühmtes "Wässerle" destilliert wird: der Belsemer Kiisch- eine hochprozentige Angelegenheit , eben ein richtiges Kirschwasser, das erst nach mindestens 10-jähriger Lagerung sein ölig-volles Aroma entfaltet, das aber natürlich auch schon in sehr viel jüngerem Zustand verköstigt werden kann.
Zum pflücken dieser Kirschen, - am besten von der Sorte "Bälzer Michel" braucht man nun die besagte Omel.
Der Name dieser Kirschensorte hört sich zwar so an, als ob er mit Belsen etwas zu tun hätte, dies ist aber mitnichten so:
„Bälzer Michel“, benannt nach einem Balthasar, Kurzform Baltes, möglicherweise lautete der Nachname auch so. Der hatte die Kirschen als Reiser wohl von einem Kriegszug in den 1910er Jahren (auf den Balkan?) mit nach Hause gebracht und hier veredelt. Diesem „Baltes Michel“ seine Kirschensorte wurde mundartlich abgeschliffen auf „Balzes“ respektive „Bälzer“. (Diese Information habe ich dankenswerter Weise vom 2. Vorsitzenden des Obst- und Gartenbauvereins, Jürgen Meyer)
Nach dem nun das mit dem Namen geklärt ist, nimmt der Pflücker das leichte Gefäß mit hoch in den Baum und füllt es - unter beständigem Pfeifen - (damit ja kein Kirschlein in den Magen wandern kann) mit den dunkelrot oder fast schwarzen Kirschen.
Diese werden dann "eingeschlagen", will sagen in ein Fass gesteckt, und der Gärung überlassen.
Die Kunst eines "Brenners" vollendet dann das edle Gesöff, das erst dann in den Besitz des Baumeigners übergeht, wenn dieser vom Hauptzollamt Stuttgart nach entrichten der Steuer, zum "Stoffbesitzer" gemacht worden ist. (per Urkunde!)

Für den Liederkranz 1888 Belsen e.V hat Karl Schauber das "Omelhenkelied" geschrieben. Nach der erfolgreichen Kischenernte werden die Omeln an den Nagel gehängt, damit sie für die kommende Ernte wieder einsatzfähig sind und die Gütlesbesitzer feiern, dass sie die gefährliche Ernte heil überstanden haben.

Und so wird eine OMEL hergestellt: Walter König und ein Helfer machen eine Omel https://kinder.wdr.de/tv/die-sendung-mit-der-maus/av/video-sachgeschichte-omel-eimer-100.html
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Das Omelhenkelied zum Anhören:
Text: Karl Schauber, Satz: Julius Gessinger

Das Omelhenkelied ... ganz! (0,8 MB mp3) omel18.mp3
(hier als wav-file mit 1,28 MB) omelg8.wav

Ist die Kirschenernte vorbei, wird traditionell auf der Wiese hinter der Oberdorfschule in Belsen die "Omelhenke" gefeiert, meist kurz vor Beginn der Sommerferien. Bei frohem Chorgesang des Liederkranzes 1888 Belsen e.V. , Vesper und Getränken wird der Abschluss der - hoffentlich erfolgreichen - Ernte gedacht.

Nach Abschluß der "Ohmelhenke" wird die Omel an den Nagel gehängt und für das nächste Jahr sorgfältig aufbewahrt.  
1.Vers:

Soole, heit isch Omelhenke
s´wud jetzt jedes Kiischa hau
s´wud em ganza Zeada denke
bäärig mai a Loitr schdau
Leer sind Beem uff Giaß ond Greaba
Weitloch, Schlatterbach ond Glend
D´Stora heilet, weil se eaba
neana nontz mai z´beißat hend
weil se nontz mai z´beißat hend

    2. Vers

Vool send Gläser ond au Fässer
losnet, waas mr älls mit dued
Kiischgsälz isch kaum ois besser
Kiischekueche, deer isch guet
Kiischgoischt aus erschder Quelle
schätzt a jeder, wo na kennt
wie nan ämmol rein ond helle
hot dr Michel König brennt
hot dr Michel König brennt.

3. Vers

Geall, des ischt a Grond zum feira,
jedes soll sei Freid dra hau,
senget, daß se moanet z' Beira,
z' Bealsa donn sei Kirbe schau.
Juchzged Leit, heit wudd itt bröllet,
Buaba, Mädle, Weib ond Maa
drenket, easet was er wöllet;
Wuscht ond Bier, s' ischt älles doo
Wuscht ond Bier, s' ischt älles doo

4. Vers

Danke wöll mer, daß die Wocha
voola Arbet, Müah ond G'fohr
koar hot Gnick ond Aasel brocha,
guat isch ganga, seall ischt wohr.
Ond mer wölle itt vergeassa dea,
mo über ällem schtoht,
mo zom brenna ond zom easse
äll dia Kiischle waasa loht
äll dia Kiischle waasa loht.



5. Vers

Drom au wöll mer für's nääscht Jährle
ausen Herrgott swarge lau,
weaga ausre Konscht däät währle
itt a gotzegs Kiischle schdau.
Hof' mer, daß au eabbes hanget
trotz de Reifa, 's wär halt schee:
's deaff no soviel, daß es langet,
's nääscht Mol wieder Kiische gee
's nääscht Mol wieder Kiische gee.

Juchzget Leit, heit wudd itt bröllet,
Buabe, Mädle, Weib ond Maa
juchzget, Buaba, juchzget, Mädle, Weib ond Maa,
juchhei!
.. und hier geht´s zur Übersetzung für Nichtbelsemer und Nichtschwaben! Inhaltsseite "" in der Kategorie "" nicht vorhanden!






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